Liebe Kirchenbesucherinnen, liebe Kirchenbesucher!

Im Jahr 1998 dürfen wir das 40jährige Weihejubiläum unserer Kirche St. Wunibald feiern. In der Pfarrgemeinde St. Rupert wurde dieses Fest bereits im Herbst 1994 gefeiert. Dies soll uns Anlaß sein, den Blick zunächst auf die Vergangenheit zu richten, aber ebenso mit Gottvertrauen in die Zukunft zu schauen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte hier in der Siedlung am Südfriedhof eine gewaltige Aufbruchstimmung. Viele junge Familien hatten ein neues Zuhause gefunden. Ebenso groß war das Bedürfnis miteinander Gottesdienst zu feiern und als christliche Gemeinde den Glauben zu leben. So entstand die Kirchengemeinde St. Rupert mit ihrer Pfarrkirche in der Leerstetter Straße, die eigentlich eine Pater-Rupert-Mayer-Kirche werden sollte. Nachdem aber Pater Rupert Mayer zu diesem Zeitpunkt noch nicht seliggesprochen war, hat man sich für den heiligen Rupert, Bischof von Salzburg, als Kirchenpatron entschieden.

Aufgrund der regen Bautätigkeit und der Ausweisung eines großen Baugebietes südlich der Saarbrückener Straße, wurde bald über den Bau einer zweiten Kirche nachgedacht. Es entstand die Kirche St. Wunibald. Kurze Zeit nach der Einweihung der neugebauten Kirche wurde das Baugebiet im Süden von der Stadt Nürnberg gestrichen und dafür die Südwesttangente gebaut, die heutige südliche Grenze der Pfarrgemeinden St. Rupert und St. Wunibald. Selbstverständlich war damals die Enttäuschung groß, denn die Hoffnung, neue und vor allem junge Gemeindemitglieder begrüßen zu können, war mit dieser Entscheidung abrupt beendet. Dies erklärt auch den Umstand, warum unsere Siedlung in zwei Pfarrgemeinden geteilt ist, zwei Kirchen besitzt, insgesamt aber nur ca. 3000 Katholiken zählt.

Die heutige Situation der beiden Kirchengemeinden ist ganz anders. Bedingt durch den fehlenden Nachwuchs an Priestern, sind St. Rupert und St. Wunibald heute zu einem Pfarrverband zusammengeschlossen. Obwohl beide eigenständige Pfarrgemeinden sind, steht die Zusammenarbeit der pfarrlichen Gremien und der einzelnen Gemeindemitglieder im Vordergrund. Wir wollen gemeinsam Probleme lösen, gemeinsam feiern und beten und so miteinander Kirche sein. In den vergangenen Jahren ist es uns mehr und mehr gelungen, dieses Miteinander zu leben, und ich denke, daß viele Gemeindemitglieder dies auch als Bereicherung empfinden. Ebenso schön und auch fruchtbar ist die Zusammenarbeit mit der Emmausgemeinde, unseren evangelischen Schwestern und Brüdern hier in der Siedlung. In dem Ihnen vorliegenden Kirchenführer werden unsere beiden Kirchen vor allem aus baugeschichtlicher, architektonischer und kunsthistorischer Sicht dargestellt. Sinn dieser beiden Kirchenbauten ist aber, eine lebendige Gemeinde zu sein, deren Zentrum Jesus Christus ist. Seine Botschaft ist die Basis für das Zusammenleben der Menschen. Ich denke hier an das Wort aus l Petr. 2,5: "Laßt euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen ".
Ich wünsche allen Besuchern und Besucherinnen unserer Kirchen, daß sie hier zu Ruhe kommen, ein persönliches Gehet sprechen können und der Geist und die Nähe Gottes in diesen Räumen spürbar werden.

Für die Pfarrgemeinden St. Rupert und St. Wunibald

Robert Pappenheimer, Pfarrer

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Die Barackenkirche St. Rupert

Robert Leyh

Die kath. Pfarrkirchen St. Rupert und St. Wunibald in Nürnberg

Diözese Eichstätt

St. Rupert

1951
Weihe der Notkirche St. Rupert am 4. März
1952
Gründung eines Kirchbauvereins St. Rupert
1953

erster Spatenstich zum neuen Gotteshaus am 17. Juli;
feierliche Grundsteinlegung am 23. August
1953/54

Fertigstellung des Rohbaus
1954

Weihe am 22. August
1955

Erhebung zur Pfarrei St. Rupert

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Ausgeführter Entwurf von Vogel

Geschichtlicher Hintergrund. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand am südlichen Stadtrand Nürnbergs die Kettelersiedlung. Vorwiegend junge Familien von Flüchtlingen und Vertriebenen suchten und fanden hier eine neue Heimat. Die Wohnsiedlung bedurfte aber eines geistlich-kulturellen Zentrums: Mit dem Bau einer Notkirche an der Königshammerstraße - es war eine langgezogene Holzbaracke, die durch einen Dachreiter bekrönt wurde - fanden die Bewohner zunächst einen Raum für die sonntägliche Heilige Messe.

Am 4. März 1951 weihte der Bamberger Erzbischof Dr. Joseph Kolb diese Kirche zu Ehren des hl. Rupert.

Im Juli 1951 bildete sich die Kuratie-Gemeinde St. Rupert, die durch den damaligen Kuratus Hubert Perlitius betreut wurde. Die für den Bau der Siedlung mittels Rodungen freigelegten Sandflächen "inspirierten den Seelsorger ... nach dem Verlust der Heimat dazu, vom Leben des Volkes Israel in der Wüste und seiner Hoffnung auf das gelobte Land zu predigen" (Richwien, St. Rupert. Nürnberg 1979, S. 5).

Auf Initiative des städtischen Verwaltungsdirektors Hans Tempel wurde die Gründung eines Kirchbauvereins im Jahre 1952 eingeleitet, da mit dem permanenten Anwachsen der Kettelersiedlung eine größere Kirche eine dringende Notwendigkeit darstellte.

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Bereits am 17. Juli 1953 erfolgte der erste Spatenstich für das neue Gotteshaus auf dem benachbarten Gelände zur Leerstetter Straße. Die Risse zum Neubauprojekt (PfaA St. Rupert) stammen laut den im Kirchenarchiv verwahrten Entwurfszeichnungen von dem Nürnberger Architekten Robert Vogel und dessen Mitarbeiter Heinrich Graber. Großzügig und nur wenig vom ausgeführten Kirchenbau abweichend, vermitteln besonders die in schraffierter Weise gezeichneten Planskizzen eine künstlerische Komponente des Baumeisters. Daneben ist insbesondere bei den Grundrißplänen eine proportionsgerechte Einteilung des Raumprogramms, der Bauglieder sowie eine klare Symmetrie und Linienführung erkennbar. Der Stil ist einfach und zweckbetont und reflektiert baudoktrinär die Architektur der fünfziger Jahre. Vogel steht einerseits einem bestimmten konstruktiven Funktionalismus nicht fremd gegenüber, andererseits läßt die Kirche eine Reminiszenz an den romanischen Baustil erkennen: bei dem großen Radfenster in der westlichen Stirnseite.

Am 23. August fand durch den Eichstätter Domkapitular Bernhard Mader die feierliche Grundsteinlegung statt. In den Jahren 1953 und 1954 wurde der Rohbau neben den Fach- und Hilfskräften der Firma Hummel & Baumann zeitweise durch junge Männer aus Spanien und Belgien im Rahmen der Ostpriesterhilfe fertiggestellt.

Die feierliche Konsekration des neuen Kirchenbaus St. Rupert am 22. August 1954 vollzog der Eichstätter Bischof Dr. Joseph Schröffer. 1955 wurde die Kuratie St. Rupert durch das Bischöfliche Ordinariat aus der Pfarrei Nürnberg-Eibach herausgelöst und zur selbständigen Pfarrei erhoben. Im gleichen Zuge entstanden mehrere Bauten wie 1957 das Pfarrhaus, 1963 der Kindergarten und das Pfarrheim sowie 1967/68 das DJK Sportheim.

1977 renovierte man die Rupertkirche, wobei das Äußere die Kirchenfarben Gelb und Weiß erhielt.

Lage/Außenbau. Die Pfarrkirche St. Rupert liegt ein wenig versteckt im südlichen Teil der Kettelersiedlung. Das Gotteshaus ist in Ost-West-Ausrichtung, und parallel zur Leerstetter Straße, Ecke zur Königshammerstraße, errichtet. Als Wegweiser für den Ortsunkundigen dient der Chorwinkelturm, der fünfgeschossige Campanile mit abschließendem Schallgeschoß. Er ist in die Südostecke des Langhauses

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eingebunden. Die von Laub- und Nadelbäumen eingesäumte Kirche St. Rupert ist ein einfacher Längsbau zu acht Fensterachsen mit Satteldach. Der Verzicht auf dekorative Elemente und aufwendige Wandinstrumentierungen läßt die Kirche vorwiegend in den Flächen wirken. Als Binnenmotive der schmucklosen und einfach verputzten Wände dienen hochrechteckige Fenster mit dreibahnigem Verlauf. Entsprechend einer mittelalterlichen Bautradition wird die östliche Giebelseite durch ein großes zwölfteiliges Radfenster akzentuiert - der Kreis dient hier als Symbol für die göttliche Unendlichkeit. Darunter öffnen schießschartenartige Fensterschlitze die Wand. Vor der Kirche steht die Büste von Premysl Pitter, der ab Juni 1953 eine Wohnung im Hause Kettelerstraße 40 besaß. Der 1895 in Prag geborene Pitter betreute und widmete sich in den Kriegsjahren den Schwächsten, den Kindern. Jüdische und tschechische Kinder, aber auch an die 400 deutsche Kinder verdanken ihm ihr Überleben.

Raum. Man betritt den einschiffigen, hell und weit wirkenden Kirchenraum durch eines der narthexartigen, in die Außenwände eingebundenen querrechteckigen Portale von der Leerstetter bzw. der Königshammerstraße. Die tektonische Kraft des Haupteingangs wird durch zwei schlichte Freipfeiler bestimmt, die das Portal in einen Mittelteil für den Haupteingang und zwei schmälere Seitentüren gliedern.

Wie der Außenbau, so spiegelt auch das Innere ein klares Konzept: Der flachgedeckte Saal über rechteckigem Grundriß ist gemäß der fünfziger Jahre schlicht und entspricht somit der geforderten Funktionalität. Der Architekt Robert Vogel behandelte die Oberfläche der in elfenbeinernem Farbton gehaltenen Wände bewußt strukturlos und verzichtete weitgehend auf eine ornamentale Bereicherung. Die grenzenlose Weite des Raumes soll durch nichts eingeschränkt werden. Eine gleichmäßige Lichtführung gewährleisten hierbei die hochangesetzten Fenster.

Die Frage nach dem Raumstil ist demnach, wie für das Äußere, stets eng mit der nach den Kosten des Baus verknüpft.

Eine Konzentration des Ornamentalen, des plastischen Schmuckes findet sich aber in dem zum Blickzentrum inszenierten, um drei Stufen erhöhten und geradeendenden Chor. Sein nördliches Seitenfenster gewährleistet einen gleichmäßigen Lichteinfall, warm legt es sich auf die Ausstattung.

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Im Jahre 1954 schuf der Künstler Siegwart Bessel das große Auferstehungsbild an der rückliegenden Chorwand. Gleich einem überdimensionalen Wandgemälde entspricht das in Stil und Komposition aus roten, blauen, gelben und weißen Wandkacheln zusammengesetzte Werk der Kunst der fünfziger Jahre. Die Szene schildert Christus als den Auferstandenen, ihm zu Füßen stehen zu beiden Seiten des Bildaufbaus die Apostel. Die mandelförmigen Augen und die glatten schwarzen Haare lassen stilgenetisch an byzantinische Vorbilder erinnern. Zentral wird der in hellem Tuch gehüllte Sohn Gottes auf einer Wolke vor dem blauen Hintergrund der dominierend aufwärtsstrebenden Mittelachse präsentiert. Gleich einem Sog zieht diese Christus nach oben und erweckt zumindest aus der Ferne beim Beschauer den Eindruck, als ob der Heiland über dem Altartisch schweben würde.

Bedeutendstes Kunstwerk in der Kirche ist ein Marienbild am linken Seitenaltar. Es wurde zum 25. Pfarrjubiläum von Familie Fischer und Pfarrer Karl Fischer gestiftet und von dem Münchner Maler Anton Stadtelmayer im Jahre 1763 geschaffen. Die Krone auf dem Haupt weist Maria als Himmelskönigin aus. Das Antlitz der Mutter Gottes ist sanft, das Inkarnat in feiner Weise aufgetragen. Die mit einem grünen Gewand und einem weich fallenden roten Mantel bekleidete Maria hält im linken Arm das Kind, das zärtlich ihre Wange streichelt. Der von dem Kölner Künstler Egino Weinert 1979 gefertigte Bronzerahmen zeigt in neun Emailletafeln, die die sieben Freuden Mariens darstellen:

1. Den du, o Jungfrau, mit Freuden vom Hl. Geist empfangen hast;
2. Den du, o Jungfrau, mit Freuden zu Elisabeth getragen hast;
3. Den du, o Jungfrau, mit Freuden im Stall zu Bethlehem geboren hast;
4. Den du, o Jungfrau, mit Freuden den drei Königen zur Anbetung dargereicht hast;
5. Den du, o Jungfrau, mit Freuden im Tempel wiedergefunden hast;
6. Dem du, o Jungfrau, mit Freuden nach seiner Auferstehung begegnet bist;
7. Der dich, o Jungfrau, mit Freuden im Himmel gekrönet hat.

Im achten und neunten Tafelbild wenden sich in einer langen Prozession die Gläubigen der Mutter Gottes zu. Ebenso werden die beiden Stifter mit ihren Namenspatronen zusammen mit dem Kirchenpatron, dem Bischof Rupert von Salzburg, und dem in der Gemeinde besonders verehrten Pater Rupert Mayer gewürdigt (Richwien, ebd. S.8).

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Das im Chor stehende, etwa vier Meter hohe Sakramentshäuschen stellt den brennenden Dornenbusch dar, aus dem heraus Gott den Menschen Moses angesprochen hat. Das in seinem Material aus einem Bronze-Hohlguß bestehende Werk wurde 1977 von Prof. Peter Recker aus Eichstätt kreiert. Als schwerplastische Dekoration bildet das Sakramentshäuschen einen markanten Akzent im Chor. Im Zentrum der Komposition wird das Auge Gottes gewürdigt.

Die beiden Längsseiten der Kirche werden von 14 flach-reliefierten Kreuzwegstationen geziert.

Auftakt des Langhauses ist die auf zwei Pfeilern stehende Orgelempore. Wie das Marienbild und das Sakramentshäuschen ist die Oberlinger-Orgel ein Geschenk an die Gemeinde im Rahmen des 25. Pfarrjubiläums am Sonntag, dem 23. September 1979. Die neue Orgel besitzt 29 Register. Die Höhe des Orgelprospektes ist beeindruckend, sie reicht von der Empore bis knapp zur Decke. Der in seinem Material aus Eichenholz bestehende Prospekt beherrscht mit seinen fünf Türmen die beiden Eintrittsachsen des Kirchenraumes. Sein mittlerer Pfeifenturm ist risalitartig hervorgehoben.

Fünf Glocken läuten zum sonntäglichen Gottesdienst und laden den Besucher zur Heiligen Messe ein. Es sind die Dreifaltigkeitsglocke (1026 kg; gestiftet von Elisabeth und Friedrich Abele), die Kreuzglocke (727 kg; gestiftet von Kunigunde Abele, Paula und Karl Fischer), die Marienglocke (400 kg), die Christusglocke (347 kg; gespendet von den belgischen Studenten und der Familie Motschall sowie der Gemeinde St. Rupert) und die Rupert-Mayer-Glocke (240 kg).

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St. Wunibald

Baubeschreibung. Das um 90 Grad aus der Achse der Saarbrückener Straße herausgedrehte Gotteshaus ist parallel zur Gersweiler Straße errichtet. St. Wunibald sollte Ende der fünfziger Jahre Pfarrzentrum, geistlicher Mittelpunkt sowie kulturell-soziale Drehscheibe eines zwischen dem Nürnberger Südfriedhof und der Ortschaft Weiherhaus in Planung begriffenen Siedlungsgebietes werden. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 8. Dezember 1957 durch Domkapitular Bernhard Mader. Bereits nach einjähriger Bauzeit wurde St. Wunibald am 23. November 1958 durch den Eichstätter Bischof Dr. Joseph Schröffer konsekriert.

Mit dem späteren Bau der naheliegenden Stadtautobahn, der Südwesttangente, konnte das von der Diözese Eichstätt und der Stadt Nürnberg ursprünglich gewollte Vorhaben nicht mehr realisiert werden.

Hingegen spiegelt sich noch heute diese Projektierung in der Baugestalt der Wunibaldkirche wider: Großzügig und wohlproportioniert geplant, sollte das in seinem Material aus Kalksandstein bestehende Gotteshaus eine große Anzahl von Kirchenbesuchern fassen. Der durch das Nürnberger Architekturbüro Karlheinz Grün und Ferdinand Reubel ausgeführte Entwurf sah somit einen schlichten Längsbau mit Satteldach zu vier Fensterachsen vor. Hochrechteckige, fast bis zum Boden herabgezogene schattennutige Fensterbahnen schneiden in die glatten Außenwände und belichten das Innere. In geringer Distanz zum Langhaus steht der fünfgeschossige Campanile mit Satteldach. Das oberste Geschoß wird durch gitterartige Schallöffnungen durchbrochen. Vor der Kirche an der Saarbrückener Straße lädt ein leicht erhöhter und von niedrigem Pflanzwerk und Sträuchern eingesäumter Platz die Kirchenbesucher zum geselligen Gespräch nach der sonntäglichen

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Blick zum Chor

Heiligen Messe ein. Blickfang ist eine aus Minärus gestaltete Plastik des Kirchenpatrons, des hl. Wunibalds, dem Bruder des Bistumsgründers Willibald. Sie ist ein Werk des Künstlers Josef Blaschke aus Oberammergau.

Man betritt St. Wunibald vom Platz her. Wie der Außenbau, so ist der holzgedeckte Saal über rechteckigem Grundriß schlicht und einfach gehalten. Im Norden wird das Langhaus durch die Werktagskapelle um eine Achsbreite seitenschiffartig verbreitert.

Der in seiner Breite mit der des Hauptraumes korrespondierende, geradeschließende Chor ist um vier Stufen erhöht. Das in rotem und blauem Glas gehaltene Chorfenster zeichnet ein subtiles Licht auf den Altar, den Ambo und den Tabernakel. Ein silberner Ast mit Blättern rankt sich schmuckvoll um den Tabernakel.

Als zentralkomponiertes Motiv des Raumes wird an der Altarwand die silberne Figur des Welterlösers präsentiert. Mit weit ausgebreiteten Armen empfängt der Heiland die Kirchengemeinde. Er wird von vier Reliefplastiken umrahmt, die die apokalyptischen Reiter aus dem Buch

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Werktagskapelle, Altar und Abendmahlsbild

 

der Offenbarung darstellen. Das Kunstwerk inkarniert die Welt, die zum einen durch die Chaosmächte zerbrochen, zum anderen aber durch den Erlöser zusammengehalten wird. Die Chorausstattung wurde ebenfalls von dem 1913 in München geborenen und an der Akademie für angewandte Kunst ausgebildeten Josef Blaschke gefertigt. Von ihm stammt auch der Zierschmuck des Orgelprospektes. Akzentvoll hebt sich dieser gegenüber der schlichten Raumarchitektur ab, die nur gefertigt zu sein scheint, um einen Fond für die zierende Ausstattung zu bilden. Wie bei dem Tabernakel wird der mehrgliedrige Orgelprospekt durch silberne Blätter dekorativ geschmückt.

 


Ein besonderes Kunstwerk in St. Wunibald ist eine Madonna, die von dem 1904 in München geborenen Bildhauer Luis Rauschhuber im Jahre 1966 geschaffen wurde. Es handelt sich hier um ein relatives Spätwerk des Künstlers.

Die Darstellung der  MADONNA ALS LICHTTRÄGERIN  ist in dieser Weise etwas völlig Neues,- dem Künstler war sie ein tiefes Anliegen, eine Vision.
Er lässt das traditionelle Bild der "Mutter mit Kind" hinter sich und gestaltet hier eine schlichte, mystisch in sich geschlossene Marienfigur, die das ersehnte "Licht der Welt" in sich trägt und gebären wird.
"Madonna Lichtträgerin"  oder auch  "Advent"  ist der Titel, den der Künstler dieser eigenwilligen Darstellung gab.

Eine weitere Madonna dieser Art (hier lodernde Flammen an Stelle des Kindes) befindet sich in der Kirche St. Jakobus in München/ Neu Perlach. Höhe: 2.40 m, geschaffen: 1971.

Rauschhubers Schaffensdrang war begleitet von großer, tiefer Religiosität.

http://www.luis-rauschhuber.de/doku_luis_rauschhuber.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Rauschhuber

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Die Werktagskapelle wird durch die farbenprächtigen in-sich-glühenden-Fenster in ein warmes Licht getaucht. Sie wurden von Familien der Kirchengemeinde gestiftet. An der östlichen Stirnseite befindet sich hinter dem Altartisch eine medaillonartige Plastik von dem Künstler Rupert Blaschke. Sie zeigt die Abendmahlsszene. Oben sitzt Jesus, daneben ist Judas Ischariot. Die zum Betrachter hin an Größe gewinnenden, aus dem Hintergrund plastisch herausmodellierten Figuren reichen sich den Kelch des Lebens.

An der rechten Seitenwand befindet sich ein Kreuzweg-Relief (ebenfalls von Josef Blaschke), das aus Lindenholz geschnitzt und in Silber gefaßt ist. Das Thema: "Dieser Mensch bist Du!" Ebenfalls sind vier Leidensstationen des Menschen mit dem Auferstandenen im Zentrum zu sehen: "Der Glaube der Christen geht über das Grab hinaus" (Dekan Heinz Schweiger).

PfaA - Pfarrarchiv

Literaturhinweise:

Weihe der neuen Kirche St. Rupert " Edelfrucht schönen Gemeinschaftsgeistes ", In: Christlicher Beobachter 6. (1954) N r. 35, S. 3

Eine Pfarrei wird jünger. In: Kirchenzeitung 42. (1979) Nr. 37, S. 8

Richwien, Michael u. 0. Csepinszky. Kuratie-Kirche "St. Rupert" Nürnberg 1953. In: 25 Jahre Kirche und Pfarrgemeinde St. Rupert Nürnberg 1979, S. 6-8

Ulrich Karl: Die katholischen Gemeinden von Nürnberg und Fürth im 19. und 20. Jahrhundert, Bamberg 1989, S. 264

Stopper, Regina: Luis Rauschhuber 1904-1973. Nürnberg 1993

Pfarrbrief St. Rupert /St. Wunibald Nürnberg N r. 3/1997, S. 7

Lehner, Karl: Pfarrchronik St. Rupert (maschinengeschriebenes Manuskript)

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Ich danke herzlichst:

Herrn Pfarrer Robert Pappenheimer,
Herrn Karl Lehner,
Herrn Roland Hofbauer,
Herrn Theodor Hallermann,
und der Pfarramtssekretärin Frau Margit Hilse

Mein besonderer Dank gilt Herrn Dekan Heinz Schweiger

 

 

Fotos: Robert Leyh und Foto-Stegmaier

Herausgeber und verantwortlich:
Kath. Pfarramt St. Rupert und St. Wunibald Nürnberg 1998

Druck und Satz: Druckerei Heusinger GmbH, 90766 Fürth

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